Spirituelle Arbeit mit Kindern/Das Neue Testament und spirituelle Arbeit mit Kindern Das Neue Testament und spirituelle Arbeit mit KindernA.W. Kremenetz“Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht.” (Luk 8,5-8). Jesus Christus erzählte dieses Gleichnis seinen Schülern und erläuterte es, indem er den tiefgründigen Sinn des Samenbildes enthüllte: “ Der Same ist das Wort Gottes. Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht. Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.” (Luk 8,11-15). Wie wird das erwachsene Leben der Kinder, mit denen wir in Berührung kommen? Wird es ihnen gelingen, aus dem Informations- und Ereignisschwall um den Menschen herum mit Nutzen das Wahre auszuwählen? Wenn ein guter Boden vorbereitet wurde, wenn in seiner Kindheit der Mensch reichhaltige Informationen über die Welt um ums herum erhielt und wenn dabei ein moralischer Grundstock gelegt wurde, dann wird sein spiritueller Weg weniger gewunden sein. Und wenn Erwachsene aufrichtig an einer glücklichen Zukunft der Kinder interessiert sind und nicht den materiellen Erfolg, sondern das getreuste Vorwärtskommen auf dem durch Gott vorgezeichneten Weg in dem Mittelpunkt stellen, dann sollten die Beziehungen zwischen ihnen und den Kindern im Einklang mit jenen Göttlichen Grundsätzen aufgebaut sein, die der Menschheit von Krishna, Gautama Buddha, Jesus Christus, Sathya Sai Baba, Babadschi und anderen Gesandten Gottes übermittelt wurden [1-7]. Der Selbstregulierungs-Kindergruppenunterricht nach den in den Artikeln von E.B.Ragimowa, T.Matjatkowa und M.K.Haschtschanskaja dargelegten Methodiken kann durch neutestamentliche Themen bereichert werden. Dies ist gut vereinbar mit den Grundsätzen, die von W.W.Antonow im Artikel “Grundprinzipien des Unterrichts psychischer Selbstregulierung an Kinder und Jugendliche — W.W.Antonow” dargelegt wurden. Bereits im Leben von Jesus Christus, in Seinen Taten, Reden und Gleichnissen, sind die Antworten auf viele Fragen begründet, die bei den Menschen im Verlauf des Lebens entstehen. Viele Aspekte der Wechselbeziehungen des Menschen mit der materiellen Welt, mit anderen Menschen und mit Gott spiegeln sich in den Evangelien wider. Für den Lehrer ist es wichtig, jeweils das finden zu können, was zum gegebenen Zeitpunkt notwendig ist, und auch, mit Rücksicht auf das Alter des Kindes, auf äußere Umstände und die Tiefe seiner Wechselbeziehungen mit dem Kind die jeweils benötigte Information in der akzeptabelsten Form zu geben. Am Beispiel des Lebens Jesu Christi kann man den von W.W.Antonow aufgezeigten Grundsatz verwirklichen: “Eine zielgerichtete ethische Arbeit... sollte bei den Lernenden einen Grundstein für Moral legen”. Noch ein weiteres Prinzip aus diesem Artikel: “Der Schwerpunkt der Arbeit sollte... auf der Horizonterweiterung und einem umfassenden Informieren der Lernenden liegen, um ihnen bei der Wahl des Lebensweges im Erwachsenenalter zu helfen”. Durch Verwendung der Evangelien kann man die den Kindern vermittelte Information noch erweitern und abwechslungsreicher gestalten. Hierbei sollte alle Information altersgerecht dargebracht werden und nach Möglichkeit auch unter Einbeziehung der individuellen Besonderheiten eines jeden Kindes, um die intensivste und harmonischste Persönlichkeitsentfaltung in allen drei Hauptrichtungen zu erreichen: der intellektuellen, der ethischen und der psychoenergetischen [5]. Bei der Arbeit mit Kindern aller Altersgruppen ist zu bedenken, dass die Information auf eine unaufdringliche Art und Weise vermittelt werden soll. Wenn die Kinder das ihnen Mitgeteilte nicht annehmen, dann sollte versucht werden, die Ursache zu verstehen: Entweder wird die Information in allzu komplexer beziehungsweise in allzu vereinfachter Form angeboten, oder aber gestatten es die Wechselbeziehungen zwischen den Kindern und dem Lehrer nicht, auf einem Niveau der spirituellen Aufgeschlossenheit miteinander zu kommunizieren, das in der übermittelten Information gemeint ist. Ein Misserfolg bei der Arbeit mit Kindern sollte als ein guter Anlass dafür aufgefasst werden, den ethischen, intellektuellen und psychoenergetischen Aspekt der Entwicklung des Lehrers selbst in Einklang zu bringen. Betrachten wir nun einige Besonderheiten, die bei der Arbeit mit Kindern verschiedener Altersgruppen bemerkt wurden. Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren sind nicht daran interessiert, woher der eine oder andere Lebensgrundsatz stammt. Sie nehmen schlichtweg den sie umgebenden emotionalen Hintergrund wahr und verhalten sich dementsprechend. Wenn es die Liebe ist, welche das Kind so akzeptiert wie es ist, dann nimmt es diese Liebe in sich auf, und dies ermöglicht es, die ihm innewohnenden Fähigkeiten am vollsten zutage zu fördern, und schafft günstige Entwicklungsvoraussetzungen. Wenn das Kind hingegen keine Liebe empfängt und zusätzlich noch eine Zielscheibe negativer Emotionen ist, dann leidet es. Das Kind wird dann verschlossen oder aber umgekehrt, es benimmt sich herausfordernd. Aus dem oben Gesagten geht hervor, dass es bei der Arbeit mit 4- bis 6-jährigen in erster Linie notwendig ist, eine Atmosphäre der Liebe zu schaffen, geprägt durch eine gleichberechtigte und ruhige Beziehung zu allen Kindern in der Gruppe, ungeachtet ihrer Vor- und Nachteile. In diesem Alter sind die Kinder sehr empfänglich für die Idee des Einswerdens mit der ganzen Umwelt; sie empfinden sogar unbelebte Gegenstände als lebende Wesen und weisen diesen Charaktereigenschaften und Gewohnheiten zu. Deshalb sehen sie die Grundlagen der Umwelterziehung als etwas Selbstverständliches: “Es tut dem Baum weh, wenn man seine Zweige bricht”, “die Blume will nicht, dass man sie pflückt” — das ist für kleine Kinder sehr gut verständlich, man muss nur darauf Nachdruck legen. Kinder zwischen 4 und 6 Jahren nehmen es auch gut auf, dass jedem Menschen die Göttliche Liebe zu Grunde liegt, die das Leben sowohl des Menschen selbst als auch das Leben seiner gesamten Umgebung erleuchten kann. Der Sinn der Göttlichen Liebe kann den Kindern mithilfe der Bildvorstellung von einer lebenden kleinen Sonne beschrieben werden, die in jedem von uns lebt. Kleine Kinder können sich eine Sonne, die allen ihr zärtliches Licht schenkt, gut in ihrer Brust vorstellen; sie mögen es sehr, zu leuchten und diese Ausstrahlung zu schenken. Die Varianten können ganz verschieden sein: aus der Brust heraus leuchten, die Liebe und das Licht aus den Augen ergießen, mithilfe des Lächelns, mit Armen und Fingern leuchten und aus seinem ganzen Wesen heraus. Beim Erzählen von Märchen und Geschichten kann man verschiedene schöne Parallelen und Redewendungen benutzen, die in den Evangelien vorkommen. Zum Beispiel der Vergleich guter Menschen zu Bäumen, die gute Früchte bringen. Kinder zwischen dem 7. und 10. Lebensjahr haben bereits einige Lebenserfahrung gesammelt. Bis zu diesem Alter haben sich schon bestimmte Wechselbeziehungen mit der Umwelt herausgebildet. Wenn das Kind dabei in einer liebevollen Atmosphäre aufwuchs und ähnliche Kindergruppen besuchte, dann wird es der Aufnahme ethischer und moralischer Prinzipien, die im Alter von 7 bis 10 Jahren verstanden werden können, positiv und aufgeschlossen gegenüberstehen. Wenn hingegen ein Kind vor dem Hintergrund dominierender negativer Emotionen aufwächst, dann entwickelt es bis zu diesem Alter eine abwehrende Haltung gegenüber der Welt, da diese sein natürliches Bedürfnis, geliebt zu werden, nicht befriedigt. Die Symptome dieser “Abwehr” können ganz verschieden sein, von Apathie und einem Desinteresse für die Umgebung bis zu herausforderndem Verhalten (“Hyperkompensation” des Minderwertigkeitskomplexes). Solche Kinder rufen ihrerseits bei den Erwachsenen um sie herum negative Emotionen hervor. Und das ist für die Kinder der Beweis dafür, das sie “schlecht” sind. Dies wiederum führt zu noch stärkerer “Abwehr” gegen die Umgebung, welche sie nicht nach ihrem inneren Wesen einschätzen will. So wächst der Druck zwischen Kindern und Erwachsenen immer weiter, wobei die einen Kinder in geringerem und andere in stärkerem Maße davon betroffen sind. Im Gruppenunterricht der psychischen Selbstregulierung gilt es, diese Kette von “Abwehr — Reaktion der Erwachsenen — Abwehr” zu zerreißen. In jedem Kind muss man das Gute und Individuelle sehen können und ihm dabei helfen, diese Eigenschaften hinter der “Abwehrmaske” hervorzuholen. Mitunter genügt es, das Kind ein Mal die eigene Meinung sagen zu lassen und seinen Worten zuzuhören —die “Klammer” geht dann auf, die “Maske” wird als unnötig fortgeworfen. Wenn ein Kind bereits spürt, dass es sich sozial äußern kann und dass die Tatsache seiner Existenz für andere Menschen interessant ist, dann gewinnt es ein Interesse daran, von Erwachsenen neue Informationen zu erhalten. Um zusammen mit der Information, die das Horizont des Kindes erweitert, auch ein Grundstein für Moral gelegt wird, kann man sich Gleichnisse und Geschichten aus den Evangelien bedienen. Das Leben eines Jugendkollektivs verläuft nach bestimmten Regeln. Zwischen den Kindern kommt es dauernd zu konfliktreichen Situationen. Wenn man diese Situationen nicht bloß “ausbügelt”, sondern den Kindern hilft, ruhig über ihre gegenseitigen Beziehungen klar zu werden und dabei evangelische Erzählungen und Gleichnisse nutzt, dann kann man ihre “Werteskala” ändern und sie dadurch sittlicher, gutherziger und ehrlicher werden lassen. Mit 11 bis 14 Jahren stellen sich den Jugendlichen Fragen, auf die sie bislang keine Antworten erhalten konnten. Sie verfügen bereits über eine Auswahl von Verhaltensweisen, ihnen sind verschiedene Schattierungen der menschlichen Wechselbeziehungen bekannt, es hat sich bei ihnen schon ein bestimmter Selbstbezug gebildet, und nun kommt der Wunsch auf, die Prinzipien des Weltaufbaus zu erfahren. Auf der Grundlage ihrer Kenntnisse versuchen sie, die entstehenden Probleme zu lösen. Ein Gruppenunterricht kann ihnen helfen, ihr bisheriges Wissen zu ordnen, neue Informationen zu erhalten und Wahres vom Falschen zu unterscheiden. Eine Einbeziehung neutestamentlicher Themen kann helfen, die laufenden Informationen auszuwerten, und zu lernen, sich selbst zu beherrschen und schwierige Lebensphasen durchzuhalten, die für jedermann im Verlauf des Lebens unvermeidlich sind. Beim Unterricht mit Jugendlichen sollte die Kommunikation in Dialogform stattfinden. Jedem Jugendlichen muss ermöglicht werden, seine Meinung zu äußern. Dies wird jedem Mitglieder der Gruppe helfen, selbstbewusster zu werden, und sie werden lernen, sich gegenüber den Ansichten anderer Menschen respektvoll zu verhalten. Sehr wichtig ist es zu lehren, anderen Menschen das Recht auf eigene Meinung zu gewähren. Hierzu muss man Eigenschaften wie Geduld und Toleranz meistern. Der Lehrer sollte jeden abgeschlossenen Unterricht analysieren und dabei versuchen, den Zustand und die Bedürfnisse aller Gruppenmitglieder zu verstehen. Dann werden die nachfolgenden Informationen in der geeignetsten Form vermittelt und den zum jeweiligen Zeitpunkt wichtigsten Sinngehalt mit sich bringen. Die Themen der Gespräche und Meditationen können ganz verschiedenartig sein. Zum Beispiel das Thema Liebe: “Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt” (Mt 22,37), "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (Mt 22,39). Man kann insbesondere Fragen ansprechen wie: “Warum sollte man alle Gebote befolgen?” oder: “Wer ist ein Nächster?”. Es ist auch nutzbringend, das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter zu erzählen: “Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit: als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme.” Luk 10,30-35). Dies bedeutet, dass ein Nächster nicht einer ist, der beispielsweise der selben Nationalität ist wie du, sondern jeder gutherzige Mensch. Von hier aus kann man die Idee erweitern: ALLE Menschen sind Brüder und Schwestern, denn Gott liebt ALLE, und jeder hat in seinem Innern das Göttliche Licht — das Atman, den Heiligen Geist — welches in uns lebt. Man kann jetzt gleich versuchen, durch Meditation die Quelle des Göttlichen Lichts in der Brust zu finden. Der Brustkasten ist die “Heimstätte” dieses Lichts — ursprünglich geschlossen, unter einem “Sack voll Kränkungen” und unter “Steinen des Neides” verschüttet, überflutet von einer schweren, schlammigen, schlechten Gesinnung. Wir wollen nun versuchen, die Verschüttung fortzuschaufeln, einen Durchgang zu der “Heimstätte” zu räumen und dem Göttlichen Licht der Liebe zum Durchbruch zu verhelfen. Wir fühlen, wie sich die Fenster dieses “Hauses” öffnen, frische Luft kommt herein, unser inneres Licht entbrennt stärker, es findet kaum noch Platz in der Brust, und es ergießt sich über alle um uns herum — Freunde und Bäume, Blumen und Vögel und in den umgebenden Raum. Und es schenkt allen Frieden, Freude und Liebe. Denken wir nun an jemanden, der uns bis zu diesem Zeitpunkt durch irgend etwas unangenehm war. Wir sehen, dass er in seiner Brust dasselbe Licht hat, aber es ist noch eingesperrt. Wir fühlen Mitleid mit ihm, senden ihm einen kleinen Strahl unserer Liebe, gewinnen ihn lieb so wie er ist — gibt Gott doch jedem die Möglichkeit, besser zu werden, sich zu läutern. Zu dem Meditationsthema passt die Frage des Apostels Petrus an Jesus Christus und Jesu Antwort: “ wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?” — “Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.” (Mt 18,21-22). Ins Leben der Gruppe kann man allmählich die “Goldene Regel” einführen: “Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!” (Mt 7,12). Sie kann helfen, entstehende Konfliktsituationen zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Die “Goldene Regel” kann auch als gesondertes Unterrichtsthema behandelt werden. Zur Veranschaulichung kann man dem Matthäus-Evangelium die Geschichte vom König und Sklaven entnehmen: Der König erbarmte sich seines armen Sklaven und erließ ihm seine Schuld; der Sklave hingegen wollte seinem Schuldner nicht verzeihen und brachte ihn in den Kerker. Er vergaß, in welcher Lage er selbst gerade erst gewesen war. Diese Geschichte kann man erörtern und verschiedene Beispiele aus dem eigenen Leben anführen. Man kann den Gedanken äußern, dass es manchmal sehr schwierig wird zu verzeihen und zu verstehen — dies erfordert Anstrengungen und Arbeit an sich selbst, nicht Zorn, Verurteilung und die Bestrebung, andere zu ändern. Nur durch Selbstanalyse und durch Anstrengungen zur Veränderung der eigenen Persönlichkeit geht die Entwicklung unserer Seelen vonstatten. Der Erwerb neuer seelischer Eigenschaften geschieht durch Selbstarbeit, die man nicht “auf später” verschieben darf. Denn in Zukunft werden neue Aufgaben kommen, die ebenfalls eine rechtzeitige Lösung erfordern. Bei den Gesprächen über spirituelle Themen ist es gut, Beispiele aus dem Leben der Jugendlichen zu geben. Um bei den Jugendlichen ein Interesse dafür zu wecken, von eigenen Fehlern zu erzählen, muss man zu verstehen geben, dass alle unsere Probleme eine Schule für uns sind. Wir können zuweilen nicht erfahren, was gut und was böse ist, wenn wir dem nicht begegnen. Und wenn wir jetzt im Unterricht und ohne Angst, verurteilt zu werden, unsere Fehler mitteilen, wird uns das zum Nutzen gereichen. Zum einen werden wir dadurch, dass wir von unserer schlechten Tat erzählen, diese Last durch Reue von uns nehmen. Zum anderen kann unsere Lebenserfahrung unseren Freunden helfen, in ähnlichen Situationen richtige Lösungen zu finden. Damit bei derartigen Gesprächen und anderen Anlässen bei den Jugendlichen nicht der Wunsch zum Verurteilen anderer aufkommt, kann man sich einmal über das Thema unterhalten: “Haben wir das Recht, andere Menschen zu richten?” Niemand geht durchs Leben, ohne zu stürzen, zu stolpern und Falsches zu tun. Dies lässt sich durch eine Evangeliumsgeschichte veranschaulichen. Eines Tages brachte man zu Jesus eine “Sünderin”, damit Jesus sie richte. Jesus aber sagte denjenigen, die sie gebracht und ein Gericht verlangt hatten: “Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie” (Joh 8,7). Alsbald blieb um Jesus und die Frau kein einziger Mensch übrig. Ein Stein wurde nicht geworfen. So sollten auch wir, bevor wir die Hand heben oder den Mund öffnen, um zu richten, einmal überlegen: Haben wir ein Recht dazu? Sind wir selbst tadellos? Versetzen wir uns in die Lage eines Menschen, den wir — wenn auch nur mit einem Wort oder Gedanken — schlagen wollen. Möchten wir, dass mit uns auf ähnliche Weise verfahren wird? Dies ist für gewöhnlich schwierig zu tun, weil wir in solchen Augenblicken zumeist im Zorn sind. Dies ist ein guter Ansatz für ein Gespräch über die Natur und die Erscheinungsformen des Zornes. Böses wird nie durch Böses vertrieben. Das Böse gebiert und vermehrt Böses. Vom Bösen reinigen kann nur die Liebe. Ein Beispiel hierfür ist die Geschichte der Bekehrung des Zöllners Zachäus zum rechten Leben. In der Stadt Jericho lebte der Zöllner Zachäus. Er drangsalierte die Menschen, bestahl sie und verlangte von ihnen einen höheren Tribut als es gesetzlich vorgesehen war. Als Jesus in diese Stadt kam, stand er nicht nur davon ab, ihn zu richten, sondern besuchte ihn sogar in seinem Haus. Diese ungewöhnliche Tat von Jesus verwandelte Zachäus in einem Augenblick. Die Liebe Jesu brachte Zachäus zur Reue (Luk 19,1-10). Nun kann man folgende Meditation durchführen: Erinnern wir uns an irgendeine Begebenheit, da wir einen anderen Menschen richteten. Vergegenwärtigen wir uns jene Situation und stellen uns vor, wie Gott unseren Ärger, unsere Erbostheit betrachtet und darüber lacht, wie wir uns ärgern. Dabei sind wir doch in vielen Situationen genauso ungeschickt wie derjenige, den wir richten. Versuchen wir diesen Menschen zu verstehen, senden wir ihm Liebesstrahlen, die aus unserem Herzen kommen. Man kann auch die Natur des Bösen erörtern. Für gewöhnlich begeht der Mensch schlechte, unrichtige Taten, weil er die Welt um sich herum falsch wahrnimmt. Von seinem Standpunkt aus geschehen seine Taten zum Wohl. Man kann die Geschichte vom Christenverfolger Saulus erzählen, der nach seinen spirituellen Überzeugungen der ärgste Feind der Christen war. Als ihm aber die Schuppen von den Augen fielen, begriff er alles, nahm die Lehre Jesu Christi an und verkündigte von nun an mit gleicher Hingabe das Christentum (Apg 7,58, 8,3, 9,1-28). Noch ein Thema: “Es ist leicht diejenigen zu lieben, die uns lieben”. Das beste Beispiel der Liebe zu allen ist das Verhalten von Jesus Christus in den letzten Jahren Seines irdischen Lebens. Jesus heilte einen hohepriesterlichen Sklaven, dem einer seiner Apostel bei Jesu Festnahme im Getsemani-Garten ein Ohr abgehackt hatte. Jesus liebte und bemitleidete die Menschen, die Seinen Körper kreuzigten, denn “sie wissen nicht, was sie tun”. Eine neue Ebene menschlicher Wechselbeziehungen kann uns das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner öffnen: “Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!” (Luk 18,10-14). Welcher dieser Menschen beurteilte seine spirituellen Eigenschaften ehrlicher? Man kann folgendes Thema anempfehlen: “Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.” (Luk 18,14). Indem wir davon sprechen, sollten wir versuchen, die Fragen zu beantworten: “Was bedeutet: sich erniedrigen?” und “worin erhöht er sich?” Wenn Jugendliche dazu bereit sind, tiefe spirituelle Wahrheiten zu erfassen, kann man das Thema entwickeln: “Welchen Nutzen hat ein Mensch, wenn er die ganze Welt erobert, aber seiner Seele schadet?”. Unsere Körper können mit Automobilen verglichen werden, in denen wir eine Reise namens “Leben” absolvieren. Das, wie wir auf der Erde lebten, bestimmt den Aufenthaltsort unserer Seelen nach dem Tod des physischen Körpers vorher. Wir erzählen nun das Gleichnis vom Reichen und Lazarus. Der Reiche hatte in seinem irdischen Leben alle materiellen Güter und ergötzte sich an ihnen sein Leben lang, ohne an das Spirituelle zu denken. Der Lazarus hingegen war arm, er lebte in Not, führte aber ein rechtes Leben. Als sie sich von ihren physischen Körpern trennten, fand sich der Reiche in der Hölle wieder, Lazarus dagegen gelangte ins Paradies. “Vater Abraham! — jammerte der Reiche, — erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen!” Aber Abraham sagte: “Gedenke, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, und du wirst gepeinigt.” (Luk 16,19-31). Dies ist ein natürlicher Ausgangspunkt für ein Gespräch darüber, was Paradies und was Hölle ist, sowie auch über den Aufbau des multidimensionalen Universums und den Platz des Gott-Schöpfers darin. Zu diesem Thema passt das Gleichnis vom törichten Reichen, seine ganze Kraft dafür einsetzte, materielle Güter zu horten. Nachdem er materiellen Reichtum erworben hatte, freute er sich auf ein langes Leben voller Genuss aus dem Konsum des Erworbenen. Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?” (Luk 12,20). “ Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, daß er viele Güter hat.” (Luk 12,15), “ Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen.” (Mt 6,19). Hier versicherte Jesus, dass nur die Früchte einer Arbeit auf spirituellem Feld tatsächlich uns gehören, dass nur sie für immer bei uns bleiben. Materielle Erwerbungen hingegen sind vergänglich. Schöne Sachen zu haben, sich gut zu kleiden, verschiedene materielle Güter zu genießen: All das ist sehr gut und notwendig, um den physischen Körper in gutem Zustand zu erhalten, aber es sollte nicht zum Ziel des Lebens werden, man sollte es nicht in den Mittelpunkt stellen. Zwei schöne Themen lassen sich aus der Geschichte über Jesus und die Samariterin entwickeln. Jesus erbat Wasser bei einer Samariterin — einer Frau von etwas anderer Nationalität. Die Samariterin war verwundert, dass Jesus als Jude es nicht, wie andere Juden, verschmäht hatte, sie anzusprechen. Jesus gab ihr durch sein Verhalten nicht zu verstehen, dass sie “niedriger” sei als Er. Nachdem Er von dem Wasser getrunken hatte, sagte Er: “Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.” (Joh 4,13-14). Zum einen geht er hier um die Gleichheit der Menschen vor Gott, um die Unzulässigkeit des Hochmuts. Diesem Thema kann man auch die Geschichte davon hinzufügen, wie Diakon Philippus einen äthiopischen Würdenträger zum christlichen Glauben bekehrte (Apg 8,26-39). Ein zweites Thema, das sich aus der Geschichte über Jesus und die Samariterin ergibt, bezieht sich auf Göttliche Erkenntnis, die wir trinken und anderen zu trinken geben können. Und die Menschenliebe, die Jesus verkündete, ist die Voraussetzung dafür, Einsicht des Göttlichen zu erlangen. “Habt acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Die Heuchler... haben ihren Lohn schon gehabt” (Mt 6:1;5), “Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten” (Luk 14:12-14). Wie sollte man das verstehen? Wörtlich? Oder ist es eine groteske Steigerung der Bedeutung, die man den Beziehungen zwischen Menschen beimessen soll? Ein gutes Werk kann um des Lobes willen getan werden, aber dann ist es keine wahre Güte, sondern sie wird durch die Erwartung dessen hervorgerufen, dass man dafür irgendwie belohnt werden könnte. Dies ist bei kleinen Kindern gut erkennbar: Manche Kinder lehnen es ab, eine Bitte gegen versprochene Belohnung zu erfüllen. Sie fühlen, dass die Liebe keine materielle Entlohnung verlangt. Aber wir halten Kinder oft dazu an, Handlungen gegen materielle Belohnungen auszuführen, und prägen ihnen so eine falsche Werteskala ein. Sehr oft begeht der Mensch Taten, die er später bereut: Treuebruch, falsches Zeugnis, Verleugnen seiner Worte. Nach einiger Zeit kommt der Schmerz der Reue, ein Bedauern über das Getane. In manchen dieser Fälle weiß man ja, dass man nicht richtig handelt, aber irgendetwas hindert einen daran, das Richtige zu tun. Zum Beispiel: Der eine sagt das eine, ein anderer behauptet noch etwas anderes, und dann geht die Überzeugung davon, dass man Recht hat, im Sog fremder Meinungen unter. Man muss lernen, in seinen Entscheidungen hart zu sein — ob klein oder groß. Wir werden oft vom “Herdengefühl” überwältigt. In der Gruppe tut wir oft das, was wir selbstständig nie tun würden. Der Höhepunkt, das stärkste Beispiels für diesen “Herden-Faktor” war das Gehetze gegen Jesus Christus. “Kreuzige Ihn, kreuzige Ihn!”, schreit die Menge zu Pilatus und fordert das Blut desjenigen, der ihnen Seine Liebe entgegenbrachte, der sie heilte... Was kann uns denn helfen, das Vertrauen in uns selbst, in unsere Möglichkeiten, zu stärken? Hierzu kann man auf die Geschichte von dem über Wellen gehenden Jesus zurückgreifen. Der Apostel Petrus sagte damals Jesus: “Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, hilf mir! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?” (Mt 14,28-31). Man kann das Thema besprechen, dass die Arbeit an der Vervollkommnung der Seele schwierig ist, aber es ist eine Arbeit, welche die Mühe lohnt: “Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden! ” (Mt 7,13-14). “Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.” (Mk 12,44). Diese Geschichte über zwei Scherflein einer armen Witwe kann als Gesprächsstoff dafür dienen, wie wir zu den Handlungen anderer Menschen stehen. Oft neben uns leben Menschen, deren Beitrag zur Arbeit oder zu noch irgendetwas unauffällig und geringfügig ist, aber er wurde geleistet aus letzter Kraft und mit voller Hingabe. Solche Regungen in den Seelen anderer Menschen sollte man wahrnehmen, schätzen und bewahren wie kostbare Geschenke. Noch ein großes Thema: “Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht” (Mk 7,15). Keine auch noch so abscheulichen Handlungen anderer Menschen können wahrhaft unrein machen; was den Menschen unrein macht, sind nur eigene üble Taten und Emotionen, die aus ihm herauskommen. Zum Schluss sage ich Folgendes. Dieser Artikel handelte vom Nutzen der Erörterung neutestamentlicher Grundsätze bei der Arbeit mit Kindern, es wurden einige Themen für Gespräche und Meditationen genannt. Jeder, der Kindergruppen unterrichtet, kann aus dem Neuen Testament nützliches Lehrmaterial für konkrete Situationen aussuchen und dieses in der jeweils geeignetsten Form darlegen. Man muss aber daran denken, dass einige der evangelischen Prinzipien nur für Menschen zugänglich sind, die sich auf einem ausreichend hohen Niveau der spirituellen Vervollkommnung befinden. Diese Prinzipien sollten Kindern nicht aufgetragen werden, da dies ihrer Entwicklung schaden könnte. Zum Beispiel: “Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar” (Mt 5,39). Doch “die andere Backe darbieten” kann man sowohl aus der eigenen Kraft heraus wie auf Grund von Schwäche; richtig ist nur das Erste.* Was nun die Soldaten angeht, so sollten sie, unter anderem, über Eigenschaften verfügen, von denen Johannes der Täufer sprach: “Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue ebenso. Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist. Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold” (Luk 3,11-14). Oder zum Beispiel die Geschichte mit Marta und Maria: Maria saß an den Füßen von Jesus und lauschte jedem Seiner Worte, ohne ihrer Schwester im Haushalt zu helfen. Als Marta dann Jesus bat, Er mögen ihr Maria zur Hilfe schicken, sagte Jesus: “Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden” (Luk 10,38-42). Um aber Maria ähnlich zu werden, muss man zuerst lernen, den Haushalt zu führen und haushälterische Fähigkeiten entwickeln. Eine “Maria werden” sollte man nicht aus Faulheit und Unfähigkeit, sondern nur, nachdem man die Mühen der materiellen Ebene erfahren hat und keine Arbeit mehr scheut. (Genaueres über die Eigenschaften von Soldaten und Hauswirten lesen Sie im Artikel W.W.Antonows “Die Gesetze spiritueller Entwicklung” [5]). Wenn man mit Kindern arbeitet, sie mit der umgebenden Welt bekannt macht, ihr Blickfeld erweitert und einen Grundstein für Moral in ihnen legt, baut man ein Fundament, auf dem sie, wenn sie erwachsen werden, ihre spirituellen Tempel bauen werden. Aus dem oben Gesagten folgt, dass es gilt, bei den Kindern gute Arbeitsgewohnheiten zu entwickeln und ihnen eine aktive Lebenshaltung anzuerziehen. Auf diesem wohl bereiteten Boden kann das Wort Gottes dann in der Folge gute Frucht gedeihen lassen. Literatur*
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